Strategien des Back-to-Lay-Wettens
Der 9. November wird aufgrund seiner besonderen Geschichte auch der „Schicksalstag der Deutschen“ genannt. Sicher: Der 9. November 2012 hat für den haushoch überwältigenden Teil der Deutschen historisch nicht in Ansätzen eine Bedeutung wie die Ausrufung der Deutschen Republik 1918, die Pogromnacht 1938 und vor allem der Mauerfall 1989.
Doch für deutsche Strategen im Sportwetten dürfte der Herbsttag im Jahre 2012 einer der dunkelsten im Bezug auf ihr Hobby, mitunter sogar ihren Beruf gewesen sein.
Es war der Tag, an dem Betfair seine Wettbörse für deutsche Kunden geschlossen hatte. Die Wettsteuer von pauschal fünf Prozent auf jede Wette kollidierte mit der niedrigeren Provision aus dem Handel; ein Umgehen der Steuer kam für Betfair damals nicht infrage.
Fortan war es deutschen Kunden (zunächst) nicht mehr möglich, Handel an der Wettbörse zu betreiben – zumindest nicht legal von deutschem Terrain aus. Etwas, das Betfair über einen Umweg inzwischen aufgeweicht hat (dazu unten mehr). Das für viele entscheidende Feature beim Sportwetten war damals abrupt über Bord gegangen: das Lay-Wetten!
Und was genau ist eine Lay-Wette?
Vereinfacht gesagt: Lay-Wetten sind all die Wetten, die Top-Wettanbieter eingehen. Da ihre Kunden ja für gewöhnlich auf einen bestimmten Wettausgang tippen (eine Back-Wette), gewinnen die Buchmacher mit jedem anderen Ausgang des Wettbewerbs.
Das kann manchmal nur einer sein: wie beim Tennis, da sich dort nur zwei Spieler (bzw. zwei Doppel) gegenüberstehen. Wenn Spieler A nicht gewinnt, dann gewinnt Spieler B. Bei anderen Sportarten können andere Ausgänge aber auch Zehntausende sein, etwa bei Massenläufen wie dem Boston Marathon.
Der Kunde gewinnt seine Siegwette nur dann, wenn der Läufer aus Kenia mit der Startnummer 3, auf den er zuvor gesetzt hatte, den Lauf als Erster beendet. Bei etwaigem Eintreten jedes anderen der x-tausend Fälle gewinnt der Buchmacher die Wette.
Die Back-to-Lay-Wette ist im Grunde nicht viel mehr als ein Handel, der unter Zuhilfenahme aller möglichen Wett-Ergebnisse zustande kommt. Handelt man gut, landet man in jedem Fall im profitablen Bereich.
Den Anschein einer klassische Sportwette bekommt die Back-to-Lay-Wette höchstens durch den Gegenstand des Ereignisse (Sport) eingehaucht; tatsächlich ist sie nichts weiter als ein Trade – und im Übrigen chronologisch nicht selten einer, der als Lay-to-Back-Wette funktioniert.
Die Position wird hier also zunächst mit einer Wette gegen ein bestimmtes Ergebnis geöffnet, um dann mit einer oder mehreren Wetten auf dieses Ergebnis wieder geschlossen zu werden.
Worauf man mit Back-to-Lay tatsächlich wettet
Bei Back-to-Lay-Wetten prophezeit man mit seiner Platzierung eher einen Verlauf der sich ändernden Wettquoten als den Gewinner oder den/die Verlierer einer Sportveranstaltung. Dazu im Folgenden Beispiele, wie Back-to-Lay-Wetten – auch in Abwesenheit von Wettbörsen – funktionieren können.
Beim Livewetten: Sehr beliebt sind hier die sogenannten Über/Unter-Wetten, die in ihrem Wesen bei Abschluss eines Handels nichts anderes als Back-to-Lay-Wetten sind. Der Kunde sucht sich beispielsweise ein Fußballspiel heraus, von dem er ausgeht, dass es lange keine Tore geben wird.
Gründe dafür können knappe Tabellenkonstellationen sein, die zu vorsichtigem Vorgehen der Teams raten, anstatt mit zu offensivem Agieren einen zeitigen Rückstand zu riskieren. Manchmal treffen zwei Mannschaften aufeinander, die statistisch viel mehr Tore in der zweiten Halbzeit erzielen und kassieren als in der ersten.
Hier setzt der Sportwetter zu Beginn des Spieles einen Einsatz auf das Ergebnis (Back), dass im gesamten Spiel weniger als 1,5 Tore fallen werden – also höchstens eins. Nach 20 bis 30 Minuten setzt er dann eine Gegenwette (Lay); dass es im Spiel mindestens zwei Tore geben wird.
Die Quoten haben sich während der absolvierten Spielzeit in die gewünschte Richtung verschoben, die Position kann profitabel geschlossen werden. Doch das Problem ist offensichtlich: Fällt ein schnelles Tor, ist der schöne Plan dahin. Dem Gefühl nach fallen im Fußball Tore immer dann, wenn man sie nicht gebrauchen kann.
Die eleganten Langzeitwetten
Das Schöne an Langzeitwetten mit Blick auf die Back-to-Lay-Variante ist selbstredend, dass es sehr viel Zeit gibt (mitunter Jahre!), in denen sich die Wettquoten für das Schließen der Position in die gewünschte Richtung verschieben können.
Paradebeispiele für profitables Back-to-Lay-Wetten sind etwa US-Präsidentschaftsvoraussagen bzw. -wahlen. Sowohl Bill Clinton als auch Donald Trump waren wenige Jahre vor ihrem Einzug ins Weiße Haus krasse Außenseiter, überhaupt für ihre Parteien als Präsidentschaftskandidat in den Wahlkampf zu ziehen.
Hier sind Back-Quoten um 50:1 und höher zunächst keine Ausnahmen, während man später im finalen Rennen um den Einzug ins Oval Office Lay-Quoten um 2:1-bekommt. Und da zumindest in der heißen Phase nur noch zwei Kandidaten übrig bleiben, ist eine Back-Wette auf den jeweils anderen Teilnehmer wie eine Lay-Wette auf den ursprünglichen Kandidaten.
Die verkappten Lay-Wetten außerhalb der Sportbörsen
Schließlich sollte man bei „normalen“ Wettanbietern stets Ausschau halten, ob man über alternative Lay-Optionen seine Back-Position nicht eventuell günstiger und schneller schließen kann.
Steht ein Fußballspiel 20 Minuten vor Schluss zum Beispiel 2:1 und die offene Wette besagt, dass mindestens vier Tore im gesamten Spiel fallen, kann man sich in mehreren Märkten nach geeigneten Quoten umsehen, um eine akzeptable Lay-Quote zu finden: Heimsieg, Ergebnis 2:1, keine weiteren Tore, unter 3,5 Tore.
Nicht selten weichen Quoten für das selbe Ergebnis in unterschiedlichen Märkten voneinander ab – bei unterschiedlichen Wettanbietern sowieso.
Betfair: die Wiederauferstehung namens Orbit Exchange
Orbit Exchange ist eine Wettbörse nicht nur des Betfair-Schlages, sondern gehört zur Betfair-Gruppe. Für den Händler, der sich einst mit dem Wesen des Back-to-Lay-Handelns durch die Welt der Sportwetten geboxt hat, ist es wie eine Wiederaufstehung. Schließlich fasst diese Sportbörse auch auf dem deutschen Markt Fuß.
Hier lassen sich die vielleicht noch profitableren Lay-to-Back-Vorgänge wesentlich leichter abspulen als bei vielen der mitunter recht Lay-muffeligen Sportwetten-Anbieter. Besonderer Vorteil für den Händler: Er kann sich die Quoten selbst zusammenstellen, da er gegen andere Händler wettet, nicht gegen den Buchmacher.
Die Lay-Position Runde für Runde schließen
Beispiel Tennis: In einem Grand-Slam-Turnier gibt es einen klaren Favoriten, der dieses Turnier in der Vergangenheit vielleicht schon achtmal gewonnen hat und ein besonderer Spezialist auf diesem Belag ist.Vor dem Turnier kann man als Eröffnung nun gegen ihn wetten, vielleicht als Gegenspiel zu jemanden, der diesen Spieler für eine Quote von 2,5 zum Turniersieger „backen“ will.
Hat man den Deal für dessen 100 Euro abgeschlossen, riskiert man zunächst 250 Euro, die man an den Gegenspieler abtreten muss, wenn besagter Tennisspieler das Turnier tatsächlich gewinnt. Gewönne der Tennisspieler das Turnier nicht, würde man logischerweise 100 Euro einstreichen (Provision bzw. Wettsteuer ausgeklammert).
Nun aber hat man dank seiner Lay-Wette zwei Turnierwochen Zeit, seine Position wieder zu schließen. Der Tennisspieler muss dem Turnierbaum nach sieben Matches gewinnen, um das Event zu gewinnen. Siebenmal kann man nun also unter anderem auch live darauf lauern, dass der Spieler einen schlechten Tag erwischt, in Satzrückstand gerät oder anderes passiert, was dessen Siegquote in die Höhe treibt.
Zudem kann man auch für geringe Quoten Siegwetten auf das jeweilige Match abschließen und den gesamten Gewinn im nächsten Match investieren, nicht nur den Reingewinn. Ergo: Man beginnt womöglich mit 80 Euro beim ersten Match und lässt die Siegquoten der designierten sieben Matches sich genussvoll miteinander multiplizieren, sodass man final häufig auf weit über 300 Euro kommt, sollte der Spieler das Turnier tatsächlich gewinnen.
Die 250 aus der verlorenen Lay-Wette sind locker gedeckt. Würde der Tennisspieler in irgendeiner Runde ausscheiden, blieben noch die 100 gewonnenen Euro aus der Lay-Wette, die gegen die 80 zu Beginn eingesetzten beim Back-Wetten auf die Einzelmatches stünden.
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