Pocket Pairs: Ihre Bedeutung beim No Limit Texas Hold'em Poker

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Pocket Pairs: Ihre Bedeutung beim No Limit Texas Hold'em Poker

Viele Poker-Starthände haben im Texas Hold'em eine Sonderstellung, doch keine sticht dabei so sehr heraus wie das Pocket Pair. So lange noch keine Gemeinschaftskarten auf dem Board liegen, schlägt es jede Starthand, die nicht selbst ein Pocket Pair oder Taschen-Paar ist. Von daher gibt es im Vergleich zum Rest der Starthände verhältnismäßig wenige Situationen, in denen man bereits vor dem Flop ein Pocket Pair ablegt. Um ein erfolgreicher Pokerspieler zu sein, sollte man allerdings die Momente kennen, in denen man es dennoch tun sollte.

In diesem Artikel wird auf die vielen Stärken und einige Schwächen von Pocket Pairs aufmerksam gemacht. Selbst mit den stärksten Starthänden kann man auch sehr viel verlieren, wenn man unvorsichtig spielt. Andererseits können auch mit kleinen Pocket Pairs bei einem günstigen Verlauf enorm große Pötte gewonnen werden.

Vom höchsten bis zum niedrigsten Pocket Pair

Weit über ein Jahrzehnt nach dem großen Pokerboom in der abendländischen Welt hat sich derart viel Pokerliteratur aufeinandergestapelt, dass keiner so genau weiß, bis zu welchen Pocket Pairs man von den Premium Pairs spricht, wann die mittelgroßen Pocket Pairs beginnen und welches die Baby Pairs sind.

Eine häufige Interpretation stellen wir Ihnen hier vor:

Die großen Paare: AA – QQ

Einigkeit besteht definitiv darin, dass jeweils zwei Asse, zwei Könige und zwei Damen die sogenannten Premium Pocket Pairs bilden und zu den Händen gehören, die man zunächst bedenkenlos als jeweils beste Starthand am Pokertisch ansehen kann, wenn man sie zugeteilt bekommt – und die man entsprechend behandeln sollte. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Sollte ein sehr vorsichtiger Spieler zum dritten Mal meinen QQ-Reraise überspielen und weiter erhöhen, kommen allmählich Gedanken auf, dass er auch AA oder KK halten könnte. Aber nicht muss, schließlich gibt es auch noch 16 mögliche Kombinationen mit sowohl einem Ass als auch einem König als Pocket Karten.

Die mittleren Paare: JJ – 88

Jacks, Zehnen, Neuner und Achter werden oft als mittlere Paare angesehen – Jacks auch deshalb, weil sie das erste Pocket Pair darstellen, bei dem die Wahrscheinlich auf dem Flop größer ist, dass mindestens eine Overcard auftaucht (also eine Dame, ein König oder ein Ass), als dass keine Overcard erscheint. Zugleich ist 88 die letzte Hand, bei der die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, dass exakt eine Overcard im Flop erscheint.

Die kleinen Paare: 77 bis 22

Oft wird bei den restlichen Pocket Pairs (77 bis 22) davon gesprochen, dass es die kleinen Paare sind. So wie einige Autoren Jacks mit zu den großen Paaren zählen, wähnen andere auch Siebener noch als mittleres Paar. Anhand der Definition der Overcards im Flop müsste man sie jedoch eine Kategorie niedriger einstufen, weil die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Overcards auf dem Flop erscheinen, größer ist, als dass es nur eine ist. Nach diesem Ansatz zählen Siebener zu einer vordergründig spekulativen Hand.

Insgesamt basieren aber derlei theoretische Annahmen auf deutlich mehr Faktoren als den puren statistischen Prozentzahlen auf dem Flop.

Die Wahrscheinlichkeiten, ein Pocket Pair zu bekommen

1326: Das ist die Anzahl der möglichen Kombinationen an Hole Cards. Von diesen 1326 Möglichkeiten gibt es exakt sechs, welche die stärkste Poker-Starthand beim Texas Hold'em darstellen: zwei Asse:

  1. ♠️♥️ AsAh – Spades (Pik), Hearts (Herz)
  2. ♦️♣️ AdAc – Diamonds (Karo), Clubs (Kreuz)
  3. ♠️♦️ AsAd
  4. ♠️♣️ AsAc
  5. ♥️♦️ AhAd
  6. ♥️♣️ AhAc

Demnach liegt die Chance auf ein Pocket Pair Asse bei gut 0,45%. Gleiches gilt natürlich auch für jedes andere Pocket Pair, sodass bei den 13 verschiedenen Sorten von Paaren die Gesamtwahrscheinlichkeit bei knapp 5,9% liegt, überhaupt ein Paar auf der eigenen Hand bewundern zu können.

💡Ergo: In statistisch 16 von 17 Fällen bekommt man kein Pocket Pair ausgeteilt.

Pocket PairWahrscheinlichkeit
AA0,45%
JJ oder besser1,8%
88 oder besser3,2%
Irgendein Paar5,9%

Das Set – eine sehr gefährliche Waffe beim No Limit Texas Hold'em

Mittlere und vor allem kleine Pocket Pairs dienen bei der Hold'em-Variante No Limit sehr häufig und oft effektiv als spekulative Hände. Wenn man etwa gegen vier Gegner mit 22 den Flop sehen kann, sich aber keine weitere 2 auf dem Board befindet, hat man es offenkundig ausschließlich mit höheren Karten (Overcards) zu tun. Aufgrund der Anzahl der Kontrahenten gibt es nur sehr wenige Boards, auf denen man noch aussichtsreich weiterspielen kann: 333 zum Beispiel, was einem ein Full House bescheren würde. Bei den meisten Kombinationen der Gemeinschaftskarten ist aber die Hand schlicht zu schwach, um sie fortzusetzen.

Anders sieht es aus, wenn man ein sogenanntes Set erwischt. Wie oft trifft man im Flop auf diesen besonderen Drilling?

Im Falle von 22 zum Beispiel auf einem Board wie 8s-7c-2h. Overpairs wie Könige könnten versuchen, gegen einige Ein-Paar-Kombinationen (A8, 98 ect.) viele Chips zu gewinnen, dabei liegen die Könige gegen das Set Zweier schon sehr weit im Hintertreffen. Hier können Sets oft Kasse machen, das ist ihre große Stärke.

Dabei geht schließlich die Rechnung auch wieder auf, dass man das Set (oder eine noch bessere Hand) nur in knapp zwölf Prozent aller Fälle erwischt. Daher gilt vor allem im Cashgame mit tiefen Stacks, sich mit kleinen Pocket Pairs möglichst günstig Flops anzusehen und gegen möglichst viele finanzkräftige Gegner erst aktiv zu werden, wenn man das Set erlangt hat und damit sehr wahrscheinlich und oft deutlich vorn liegt.

Premiumpaare – allgemeine Richtlinie: so schnell wie möglich produktiv machen

Zwei verdeckte Asse auf dem Pokertisch

AA, KK und QQ sind Premiumpaare. Im Allgemeinen gilt es, so schnell wie möglich den Pot aufzubauen, weil man statistisch im Vorteil ist. Gegner versuchen, mit spekulativen Händen über Flop, Turn und River zu einer besseren Hand zu gelangen. Das Ziel der großen Handpaare besteht darin, jene Gegner für dieses Vorhaben tiefer in die Tasche greifen zu lassen, als sie es statistisch tun sollten.

Vorsicht: Hin und wieder treffen sie aber beim Turn oder River auf die Karten, die sie gejagt haben. Wenn die vierte Herzkarte auftaucht, ohne dass man selbst ein Herz in den Pocket Karten hält, oder auf dem Board 6-7-8-9 liegen, dann muss man mit seinem Overpair einige Gänge zurückschalten und es womöglich ab und an aufgeben.

Gleichwohl gibt es natürlich auch mit den besten Starthänden Situationen, in denen man von etwaigen Grundgedanken abkommen sollte. Zum Beispiel in einem Heads-Up-Spiel, in dem die Blinds so hoch sind, dass ein Gegenspieler mit jeder respektablen Starthand vor dem Flop All-in geht, um die Pflichteinsätze kampflos via Fold abzugreifen. Hier darf gern zu ihm „hingelimpt“ (Blinds aufgefüllt) werden, um sein anschließendes All-in umgehend zu callen.

Eine weitere Ausnahme stellen Tische dar, an denen ein besonders aggressiver Spieler hinter uns sitzt. Er erhöht quasi jede Hand vor dem Flop, wenn vor ihm nicht geraist wurde. Hier kann man mit AA nur knifflig „limpen“, um danach seine Erhöhung erneut zu reraisen. Ist er zudem ein misstrauischer Spieler, könnte er denken, dieser Reraise soll lediglich als Denkzettel an ihn gerichtet sein, sein aggressives Spiel zu ändern. Mit Glück geht er noch einmal über den Raise direkt All-in oder muss aufgrund der zu guten Pot Odds einen All-in-Raise unsererseits schon vor dem Flop callen.

Da AA die mit Abstand beste Starthand beim Texas Hold'em und gegen jede Hand klarer Favorit ist (außer gegen AA), ist es fast immer ein Ziel, bereits vor dem Flop so viele Chips wie möglich vom Gegner in den Pot zu bekommen – bestenfalls alle. Hier gibt es nur eine Ausnahme: Kurz vor einem gewaltigen Preissprung im Turnierpoker kann es unter Umständen prinzipiell falsch sein, überhaupt irgendeine Hand zu spielen, weil ein Chip-schwacher Gegner kurz vorm Ausscheiden steht und man rein statistisch kein Risiko eingehen darf, selbst vor ihm rauszufliegen.

Mittlere Paare – Value-Paare vs. Spekulative Hände

JJ bis 88 oder auch 77 sind mitunter am unangenehmsten zu spielen, zumindest bei mehreren Gegnern und schwierigen Boardstrukturen. Da häufiger eine Overcard im Flop kommt, muss man gut abwägen und rechnen, ob die eigene Hand statistisch noch die beste am Tisch oder man durchschnittlich zu oft geschlagen ist und seine Hand folden sollte. Während ein Fold mit 33 oder 22 bei einem Board von K85 gegen zwei Kontrahenten kein Problem darstellt, sieht es mit zwei Zehnern schon etwas anders aus. Hier richtet sich viel nach dem Image und der Spielweise der Gegner. Auch die Sitzposition am Tisch bekommt hier eine weitaus höhere Bedeutung.

Tendenziell jedoch kann man davon ausgehen, gegen vorsichtige Spieler, die starkes Interesse an der Hand zeigen, mit 99 eher im spekulativen Spektrum zu wandeln und entsprechend auf ein Set zu lauern, während man gegen einen sehr spielfreudigen und aggressiven Spieler vor dem Flop in der klaren Mehrheit der Fälle mit 99 die bessere Hand hält und sich überlegen sollte, weiter „for Value“ zu raisen.

Kleine Handpaare – Blick auf die Tiefe der Stacks

Kleine Paare spielen in den allermeisten Situationen im Poker mit, um den dazugehörigen kleinen Freund auf dem Flop zu finden, der die Hand zu einem Drilling und somit zu einem sogenannten Monster macht. Doch bei dieser Strategie, so leicht sie klingt, können noch eine Menge Fehler gemacht werden. In aller erster Linie muss der Preis stimmen. Nach einem Raise und einem Reraise der Spieler, die vor einem sitzen, ist die Situation für einen günstigen Flop schon deshalb nicht mehr gegeben, weil der ursprüngliche Raiser noch einmal an der Reihe ist und ein weiteres Mal erhöhen könnte.

Auch die Tiefe der Stacks ist wichtig. Sind die effektiven Stacks (kleinster Stack der interessierten Spieler in der Hand) zu niedrig, rechnet sich der Einsatz vor dem Flop nicht, weil man zu wenig Gewinn machen kann in Relation dazu, dass man das Set nur in weniger als zwölf Prozent der Fälle trifft.

Andererseits: Sind die effektiven Stacks besonders klein und die Gegnerschaft in der Hand nicht groß, mutiert das kleine Pocket Pair zu dem, was es im Ursprung ist: ein Pocket Pair. In 16 von 17 Fällen hält man es nicht, also kann mit einem beherzten All-in vor dem Flop der Pot errungen werden – oder man bekommt einen Call von einer nicht gepaarten Hand.

Beispiel: 44 gehen für die verbleibenden acht Big Blinds in einem Turnier vor dem Flop All-in und werden von AK gecallt. Hier spricht man von einer Münzwurfentscheidung. Tatsächlich liegt das Pocket Pair sogar knapp im Vorteil. Und mit acht Big Blinds im Stack muss in aller Regel innerhalb eines Turniers ohnehin so schnell wie möglich verdoppelt werden.

Poker-Expertenwissen

Weitere Gedanken, die man sich vor dem Flop machen sollte:

  • Anzahl der Spieler: Je mehr Gegner an einem Tisch sitzen, desto schwächer wird meine eigene Hand im Vergleich. Das gilt insbesondere für kleinere bis mittlere Paare in früher Position. In einem normalen Cashgame mit vollen Stacks ist ein Paar Siebener auf dem Button, der besten Position am Tisch nach dem Flop, ein klarer Raise preflop, wenn alle anderen Spieler bislang gefoldet haben. Sehr weit vorn in der Hand, wenn noch acht weitere Spieler vor dem Flop hinter uns sitzen, ist 77 aber nicht selten ein klarer Fold.
  • Aktivität der Spieler: Letztes Beispiel hängt auch maßgeblich davon ab, ob die Spieler, die hinter uns am Zug sind, mit ihren Händen tendenziell passiv oder aggressiv umgehen. Wenn man sich in einer schönen Home-Game-Limp-Runde befindet, kann man natürlich mit einem kleinen Pocket Pair vor dem Flop günstig versuchen, sich in die Hand zu mogeln. Die Spieler tun sich untereinander nicht weh, fünf weitere Leute limpen und inklusive Small und Big Blind gucken sich acht Leute in der Hand einen Flop an, wobei gerade acht Big Blinds in der Mitte liegen – von jedem einer. Bei starken Spielen jedoch gilt: In aller Regel wird vor dem Flop geraist, geraist und geraist. Limpen ist bei professionellen Spielern die Ausnahme.
  • Wie will ich bei bestimmten Flopstrukturen weiterspielen? Gerade mit spekulativen Händen hat man vor dem Flop ein bestimmtes Ziel – einen Plan hoffentlich auch. Wenn man das Board verfehlt hat, sollte man es sich eingestehen und sich nicht aus dem nun dritthöchsten Paar eine Value-Hand zurechtfantasieren. In anderen Fällen kann man sich bereits vor dem Flop überlegen, bestimmte Spieler mit einem Raise zu isolieren, um sie nach dem Flop ausspielen zu können. Etwa dann, wenn ein Ass oder ein König aufs Board kommen, welche den Gegner abschrecken könnten.
  • Position am Tisch: Das gilt insbesondere für eine Situation, in der man die sogenannte Position hat. Dazu wieder das Beispiel mit 99 und einer Overcard auf dem Board. Hier kann man bedenkenlos nach dem Flop eine Continuation Bet spielen und schauen, wie der Gegner reagiert. Gleichwohl: Der Informationsvorteil in Position ist selbstredend ein Informationsnachteil Out of Position.
  • Eigenes Tisch-Image: Wenn man sich über Stunden einen aggressiven Ruf am Tisch erarbeitet hat, wird man für die sogenannten Sheriffs in der illustren Runde zur Zielscheibe. Wenn man jetzt AA oder KK bekommt, kann man besonders aggressiv erhöhen, weil diese Spieler sehr argwöhnisch sind und etwa mit geflopten Top Pairs bereit sind kräftige Erhöhungen zu bezahlen, um die entsprechende Spielweise zu bestrafen. Andererseits kann man mit einem sanften Image durchaus kleinere Paare auch aggressiver vor dem Flop spielen, um ein paar Blinds abzustauben. Wird man vom Big Blind gecallt, trifft dann aber sein Set auf einem Flop ohne hohe Karten, kann man von kreativen Spielern ausbezahlt werden. Diese spekulieren beim zurückhaltenden Preflop-Aggressor auf hohe Karten, etwa AK, AA, KK, QQ und versuchen nicht selten, während der Hand mit kleinen Gemeinschaftskarten den Pot zu kaufen – zum Beispiel mit einem Check/Raise auf dem Turn. Callt man diesen einfach nur, kassiert man mit hoher Wahrscheinlichkeit auch noch eine saftige Riverbet ein.

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